Vielleicht der beste Zeitpunkt, um mit dem Bloggen anzufangen.

Vielleicht der beste Zeitpunkt, um mit dem Bloggen anzufangen.
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Blogs sind doch eigentlich tot. Jetzt damit anzufangen, ergibt überhaupt keinen Sinn. Heute spielt sich doch alles auf den großen Plattformen ab, warum sollte ich da noch bloggen?

Sind Blogs wirklich tot oder ist jetzt der beste Zeitpunkt, um mit dem Bloggen anzufangen?

Ich war lange der Meinung, dass Blogs im Internet kaum noch eine Rolle spielen. Ich habe mal in einem anderen Blog geschrieben:

Content muss heute snackable" sein, lange Blogbeiträge passen nicht mehr ins Bild. Auch die Erzählform hat sich geändert, weniger Text und mehr Video. Nicht umsonst ist TikTok so erfolgreich. Kurze, knackige Clips können sehr unterhaltsam sein und sind zudem schnell konsumiert. Dagegen wirken Blogs wie Relikte aus einer anderen Zeit.

Da habe ich mich offensichtlich geirrt. Auch wenn ich den Begriff nur ungern verwende, aber die "Blogosphäre" ist nie untergegangen. Sie ist immer noch da, nur auf den ersten Blick nicht mehr so sichtbar wie früher, und dafür gibt es Gründe.

Viele Blogs verschwanden damals aus meinem Feedreader, als die DSGVO eingeführt wurde. Die Umsetzung war für Blogger:innen eine große Herausforderung, der man sich für ein privates Hobbyprojekt verständlicherweise nicht immer stellen wollte. Dann gab es regelmäßig Änderungen bei den Algorithmen der großen Suchmaschinen, was auch heute noch der Fall ist. SEO wurde selbst für Hobby-Blogger:innen fast wichtiger als der Spaß am Schreiben eines Beitrags. Außerdem ist der ganze KI-Textmüll über uns hereingebrochen. KI schreibt SEO-optimierten Mist und überschwemmt damit die Suchmaschinen. Dazu kommen noch die ganzen SEO-Profis mit ihrem Know-how und ihren teuren Tools. Da sieht man als Hobby-Blogger oder Hobbybloggerin schon etwas alt aus.

Ich habe damals daraus die falschen Schlüsse gezogen.

Zum einen sind Blogs aus meinem Feedreader verschwunden, weil sie tatsächlich aufgegeben haben. Zum anderen wurden die noch bestehenden immer schlechter über Suchmaschinen auffindbar.

Ich hatte den Eindruck, dass Blogs langsam von der Bildfläche verschwinden. Das war allerdings ein Trugschluss.

Meine eigenen Beiträge aus dem alten Blog habe ich auch im Fediverse veröffentlicht. Das mache ich mit diesem Blog auch. So wurden andere Blogger:innen wahrscheinlich auf mich aufmerksam, denn organischen Traffic von Suchmaschinen zu bekommen ist eine ganz eigene Sache, wenn man nicht so auf SEO setzt. Man bekam Kommentare auf seine Beiträge, ich kommentierte in anderen Blogs und so wurde die Bühne immer größer. Erst da wurde mir klar, wie groß die Szene eigentlich noch ist und wie lange da manche mit ihrem Blog schon am Start sind. 15–20 Jahre sind keine Seltenheit, und die Bereitschaft zu Vernetzung und Austausch ist ungebrochen. Und ich glaube, genau das brauchen wir.

Blogs sind nicht tot und es ist eine gute Zeit, mit dem Bloggen anzufangen.

Wenn man sich anschaut, was derzeit in den USA passiert und welche Rolle die großen Tech-Giganten dabei spielen, ist es höchste Zeit, diese Plattformen zu verlassen. Soziale Medien sind und waren nie nachhaltig. Nach ein paar Stunden oder Tagen interessiert es niemanden mehr, was man gepostet hat. Das ist die gewollte Funktionsweise dieser Plattformen. Social Media vergisst alles und lebt vom algorithmusgesteuerten Empörungshype. Diese Plattformen sind voll von Fake News, Baits und Posts, die auf Empörung abzielen. Das ist gewollt, damit die Nutzer lange auf der Plattform bleiben, um möglichst viel Werbung zu sehen, die den Betreibern Milliarden in die Kassen spült. Welche Auswirkungen das langfristig auf die Menschen hat, ob sie dadurch Schaden nehmen, ob sich Menschen durch Fake News und hybride Kriegsführung von Staaten radikalisieren und verdummen lassen, all das ist den Plattformbetreibern egal. Sie sehen sich nicht in der Verantwortung, weil sie nur die Plattform zur Verfügung stellen. Aber das ist nur ein Vorwand, denn es sind ihre Algorithmen, die Menschen manipulieren und süchtig machen. Dies geschieht nicht aus Versehen, sondern absichtlich, basierend auf ihrem kranken Geschäftsmodell.

Fangt an zu bloggen!

Blogartikel unterliegen keinem Algorithmus. Alles, was ihr schreibt, hat Bestand und verschwindet nicht einfach im Morast dieser stinkenden Klärgruben der Tech-Oligarchen. Ihr habt die Kontrolle über eure Plattform. Blogartikel sind immer auffindbar, auch noch nach vielen Jahren. Und es wichtiger denn je, nicht einfach nur Inhalte zu konsumieren. Fangt an zu schreiben!

Ihr vergeudet eure Zeit damit, in diesen Social-Media-Klärgruben auf Posts von Trollfarmen oder ohnehin verblödeten Wutbürgern zu antworten, die nur dazu da sind, euch einerseits zu triggern und andererseits ideologisch zu vergiften. Eine komplexe Welt lässt sich nicht mit ein wenig Text oder ein paar Minuten Video erklären.

Schaut euch an, was gerade in den USA passiert. Wollt ihr Teil dieses Wahnsinns sein, indem ihr diese Tech-Oligarchen mit euren Inhalten und eurer Aufmerksamkeit unterstützt? Wollt ihr es hinnehmen, dass dort menschenverachtende Vorgaben der Regierung umgesetzt werden, dass Vielfalt etwas ist, was man beseitigen will, dass kritische Posts mehr und mehr verschwinden, ihr befürchten müsst, dass euer Account einfach stumm geschaltet wird, weil sie am längeren Hebel sitzen? Ihr werdet es wahrscheinlich nicht einmal merken, bis der Account komplett gesperrt wird.

Ganz ehrlich, fangt an zu bloggen. Ich glaube, das ist ein verdammt guter Zeitpunkt, damit anzufangen. Das freie Internet braucht Meinungsvielfalt, Texte, die nicht in den Silos faschistischer Opportunisten untergehen.

Abschließen möchte ich mit einer Leseempfehlung: Flood the Zone with Truth: Warum wir jetzt bloggen müssen – mehr denn je!

Der unglaublich gute Artikel von Judith hat mich inspiriert, diesen Beitrag zu schreiben. Das ist ein ganz anderes Kaliber als das, was ich hier schreibe und eine echte Empfehlung.

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